Seelsorge für Eltern
Liebe Eltern!
„Ich kann dir sagen, Homeschooling ist der Wahnsinn mit fünf Schulkindern und zwei Mal Homeoffice! Es ist schrecklich…“, mailte mir in diesen Tagen eine Freundin. Viele von Ihnen werden dem zustimmen. Die Corona-Krise verlangt Müttern und Vätern einiges ab. Für Eltern, die für Kinder und Jugendliche da sind, die mit einer Behinderung leben, sind die Herausforderungen oft noch größer. Von vielen werden sie in ihrer besonderen Lage übersehen. Und die Durststrecke der Corona-Zeit wird länger und länger.
„Es ist genug, ich kann nicht mehr!“, seufzt der Prophet Elia und lässt sich unter einen Wacholderstrauch fallen. Eine ganze Zeit ist er – getrieben von einem Konflikt – durch die Wüste gewandert. Nun sind alle seine Kräfte verbraucht. Lieber will er tot sein als die Strapazen und Belastungen des Lebens länger auszuhalten. Wer wird ihn sehen hier in der Wüste? Vergessen fühlt er sich und verloren.
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- „Segensengel“ von Christel Holl © Beuroner Kunstverlag (Bezug siehe unten)
Da spürt er eine Berührung: „Steh auf, iss und trink, denn du hast einen weiten Weg vor dir!“. Elia sieht Brot und Wasser. Er isst und trinkt. Doch dann versinkt er wieder in seine Erschöpfung. Dreimal wiederholen sich Berührung und Aufforderung zum Essen.
Und dann geschieht das Wunderbare: Elia kommt wieder auf die Beine! Ein Engel hat den erschöpften Elia berührt. So erzählen es die biblischen Texte. Kein geringerer als ein Bote Gottes! Gott hat die Erschöpfung seines Propheten gesehen. Und er stärkt ihn mit neuen Kräften. Denn für Gott ist er wertvoll. Manches hat er noch mit seinem Propheten vor!
„Du hast einen weiten Weg vor dir“, diese Worte gelten auch für Sie als Eltern. Denn Sie werden gebraucht: in dieser Corona-Situation und darüber hinaus! Was gibt es Wichtigeres, als für ein Kind da zu sein, dazu noch, wenn es wegen seiner Behinderung noch einmal schwerer hat, in diese Welt hineinzuwachsen?
Ich wünsche Ihnen, dass diese schwierigen Wochen nicht nur als trostlose Wüstenzeit in Ihrer Erinnerung bleiben, sondern dass Sie – wohlmöglich erst im Nachhinein - ahnen: In allen Anstrengungen hat mich Gottes Engel berührt. Vielleicht ganz heimlich in einem liebevollen Telefonanruf, der neue Perspektiven öffnete, als ich nicht mehr weiter wusste. Vielleicht durch eine professionelle Helferin, die ohne viele Worte das Richtige tat. Oder in der Gestalt einer Nachbarin, die zur rechten Zeit da war. Auch wenn manche Menschen mich und meine Situation nicht verstehen – Gott sieht mich in meiner besonderen Lage. Für ihn bin ich wertvoll!
Meine herzlichen Wünsche für Sie und Ihre Familien bringt das irische Lied zum Klingen, das Sie hier anhören können.
Ihre Pfarrerin Christiane Böcker (Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an der LVR-Frida-Kahlo-Schule)
Das Bild des „Segensengel“ von Christel Holl ist erhältlich beim Beuroner Kunstverlag, 88631 Beuron. Es kann als Postkarte Nr. 6968 über www.klosterkunst.de bezogen werden.